Biografie
Alligator Stew (von Fred Schmidtlein, 17.07.2003)
—– Bleiben ALLIGATOR STEW. Werner Saumweber hat damals geschrieben: "Für mich steht Alligator Stew ganz vorne bei den aktuellen Southern Bands…".
Ja ja Werner, "A First Taste Of" war eines der absoluten Highlights in 2001. Jetzt haben wir Mitte 2003 und Halycon gibt es nicht mehr und der Rezensent wird die Gründe dafür nie verstehen, denn solche Scheiben hatte seit hunderttausend Jahren kein anderes Label am Start.
Das Home of Rock gibt es noch (und das wird auch so bleiben) und vor ein paar Wochen hab ich mich sehr gefreut, als mir Doug Richardson, der Basser von Alligator Stew, verkündet hat, dass die Band eine neue CD produziert hat. Denn man sprach eigentlich schon vom Ende dieser Kapelle.
Die Fakten:
Es handelt sich um eine Liveaufnahme (im Vorprogramm von Lynyrd Skynyrd, deswegen auch gute Publikumsresonanz) mit 11 Songs plus 4 Studioaufnahmen. Im Liveset sind 7 Songs des ersten Albums enthalten. Dazu zwei Coversongs und zwei neue Nummern. Die Studionummern bestehen aus einem alten, einem bereits live gebrachten und zwei neuen Stücken.
Rip-off? Na klar, Alligator Stew sind jetzt ne Coverband und zocken Green River und Susie Q im Medley und vergehen sich anschließend an Turn The Page von Bob Seger. Und ihre paar eigenen Nummern wärmen sie lauwarm auf und reiben sie uns Dummen noch mal unter die Nase. Hunderttausend Deppen werden es schon fressen. So wie die erste Platte auch. 121 Wochen in den Billboard Charts (bis auf Platz 7) und immerhin Platz 12 in der deutschen Hitparade. Bei MTViva über 3 Monate in der Heavy Rotation und die Auftritte bei Gottschalk, Schmidt und Raab. Logisch, deswegen hat Halycon auch die Flügel gestreckt. Oh weh, wenn ein Label aus solchen Gründen aufgeben würde, dann wäre die Southern Rock-Welt wirklich in Ordnung.
Die Fakten, Teil 2 und subjektiv:
Green River und Susie Q habe ich bisher nie in einer derartig jamig-groovigen Version gehört. Knapp 8 Minuten die sich ins Endlose steigern. Turn The Page ist die bestmöglichste Variante überhaupt; befreit von Keyboards (was Chris Turbis liefert, ist nicht mehr als effektives, schmückendes Hammond-Beiwerk und fällt deswegen nicht unter "Keyboards" sondern unter "Percussion") und vor allem ohne Bläser, einfach stripped down auf Gesang und Gitarre. Und schon sind wir beim Wesentlichen. Dem Gesang nämlich. Gary Jeffries ist ein Mega-Sänger. Es tut so gut, Gary bei Turn The Page zu hören, dass man beinahe das Original vergisst. Klar, Alligator Stew sind nicht die Silver Bullet Band, aber sehr weit weg sind sie nicht. Zumindest was die Intensität betrifft.
Was nun die (Neu-) Interpretationen der Songs vom ersten Studioalbum betrifft, muss man den Jungs vom Krokodileintopf höchstes Können bescheinigen. Es passt einfach alles. Feeling, Groove, Spannungsaufbau im Set und natürlich das Handwerkliche. Vor allem die Kombination Lead-, Steel- und/oder Slide Gitarre ist traumhaft.
Shiner ist ein erstes furioses Highlight, I Know You Too Well (Neu) ist ein lockerer Rock & Roll und bei Missin' My Friends (die zweite neue Nummer) kann man hören, wie klasse eine Mandoline klingen kann, wenn man sie abseits vom drögen Nashville-Gejaule spielt.
Alligator Stew sind seit jeher keine wirklich hart rockende Band. Gefühl und tolle Songs gleichen das für die Headbangerfraktion aber aus. Die neuen Songs, ob live oder aus dem Studio, bekräftigen den Verdacht, dass A.S. sich künftig noch mehr in die Richtung "Melodie vor Härte" bewegen. Das tut dem Hörspaß aber keinen Abbruch, eine gelungene (Southern) Ballade ist tausendmal mehr wert als ein abgelutschter Rocker im Stil von "Vicious Cycle". Einzig The Heist (Studiofassung) gleitet mir persönlich etwas zu sehr ins Ruhige ab. Geschmackssache.
Meinen Lieblingssong muss ich natürlich noch erwähnen. Blood Money lässt mir auch diesmal wieder Schauer den Rücken rauf und runter fahren. Warum in Herrgotts Namen explodiert so ein Lied nicht in den Charts?
Eine sehr sehr schöne Scheibe, an der kein Pferdefuß auszumachen ist. Leute, kauft das Ding, damit uns diese Band auch weiterhin erhalten bleibt. Ich gebe gerne Tipps, auf welche halbgaren Veröffentlichungen aus dem Genre man verzichten kann um den Geldbeutel zu entlasten.
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