Biografie

  • Geburtstag

    31. August 1941

  • Geboren in

    Karlsruhe, Baden-Württemberg, Deutschland

  • Gestorben

    29. Mai 2015 (mit 73 Jahren)

Walter Mossmann, bisweilen auch Walter Moßmann (* 31. August 1941 in Karlsruhe; † 29. Mai 2015 in Breisach) war ein deutscher Liedermacher und ab Beginn der 1970er Jahre Protagonist bei verschiedenen Kampagnen und Aktionen im Umfeld der linksalternativen Neuen sozialen Bewegungen. Er wurde auch bekannt als Autor, Journalist und Regisseur.

Seine musikalisch-lyrische Laufbahn begann Mossmann Mitte der 1960er Jahre mit Auftritten bei den heute als legendär geltenden Folkfestivals auf der Burg Waldeck, die zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die gesellschaftlich unangepasst-kritische Liedermachertradition gegen den seinerzeit vorherrschenden als inhaltsleer geltenden Schlager-Mainstream in Westdeutschland begründeten.

Politisch aktiv wurde er als Student zunächst in der Außerparlamentarischen Opposition (APO) der 1960er Jahre. Den Höhepunkt seines Engagements bildete wenige Jahre später der anhaltende Einsatz für die Anti-Atomkraft-Bewegung. Unter anderem trat Mossmann bereits in der Frühphase dieser Bewegung Anfang der 1970er Jahre in der Öffentlichkeit hervor – zuerst im Zusammenhang mit Aktionen zur letztlich erfolgreichen Verhinderung des im südbadischen Wyhl geplanten Baus des Kernkraftwerks Wyhl.

Im Alter von zehn Jahren kam Walter Mossmann nach Freiburg im Breisgau. Nach dem Abitur studierte er Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft in Freiburg, Tübingen und Hamburg. Dabei engagierte er sich auch in der Studentenbewegung (68er-Bewegung, APO). 1964 veröffentlichte er Gedichte und trat erstmals mit eigenen Chansons auf.

1965 nahm er am Festival Chanson Folklore International auf der Burg Waldeck teil. 1966, nach seiner zweiten Teilnahme am Waldeck-Festival, wurde er u. a. als wichtigste Neuentdeckung bezeichnet. Im gleichen Jahr beteiligte er sich am II. Folkfestival in Turin. Auch in den Jahren von 1967 bis 1969 war er mit Liedern und Workshops sowie Diskussionsbeiträgen auf dem Waldeck-Festival vertreten. In diesem Zeitraum hatte er ebenfalls Kontakt zu DDR-Dissidenten und Konflikte mit der DDR-Bürokratie, die letztlich zu einem Einreiseverbot in die DDR führte.

Literarisch gebildet und vom französischen Chanson, insbesondere von Georges Brassens beeinflusst, waren Mossmanns erste Lieder von einer eindringlichen Bildersprache geprägt. Man musste genau hinhören, um Anspielungen, Zitate und Verschlüsselungen zu verstehen. Mit zunehmender Politisierung wurden die Texte direkter.

Ab 1970 trat Mossmann zunächst nicht mehr mit Liedern auf. Er moderierte stattdessen eine kritische Jugendsendung beim Südwestfunk. Es kam zu Konflikten und zur Trennung vom Sender, weil Mossmann starre Regeln nicht akzeptierte. Danach wirkte er als freier Autor und Herausgeber (Artikel, Radio-Features, Kooperation bei Text-Sammlungen, in Film- und Theaterprojekten) und als Aktiver in sozialen Bewegungen. Er schrieb zahlreiche Aufsätze zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Wirklichkeit, unter anderem zu Nationalismus, Antisemitismus und brachte seine Fähigkeiten auch in den neuen sozialen Bewegungen, insbesondere in der Anti-Atomkraft-Bewegung, ein.

Regionaler Widerstand, die repressiven Auswirkungen staatlicher Macht und die Überwindung staatlicher Grenzen waren wichtige Bezugspunkte für Mossmann. 1973 reiste er zum Causse du Larzac, einer landwirtschaftlich genutzten Region in Frankreich, deren Bewohner sich massiv gegen die Umwandlung ihrer Heimat in ein militärisches Testgebiet wehrten. Danach erstellte er zusammen mit Freia Hoffmann zwei jeweils einstündige Features beim SWF unter dem Titel "Bürger Werden Initiativ", wobei unter anderem Larzac und Wyhl thematisiert wurden. Am Widerstand gegen das geplante Atomkraftwerk in Wyhl in seiner eigenen Heimatregion, dem badisch-elsässisch-schweizerischen Grenzgebiet (Dreyeckland) war er durch seine Mitarbeit bei der Bürgerinitiative Weisweil-Wyhl maßgeblich beteiligt. Des Weiteren war er Mitbegründer der Initiativgruppe KKW Nein in Freiburg. Dieses Engagement motivierte ihn ab 1974, neue Lieder zu veröffentlichen und vorzutragen. Er verstand sie als „Flugblattlieder“, als eine Ausdrucksform des sozialen und politischen Kampfes für die in der Alternativbewegung geteilten Ziele gegen die gesellschaftlich herrschenden Machtstrukturen. Seine Texte – teilweise in alemannischer Mundart – waren nun eindeutiger, radikaler und auch plakativer als in den 1960er Jahren. Sie machten ihn über die von ihm angesprochene Szene hinaus populär und entwickelten sich trotz ihrer seinerzeitigen Unterdrückung in den öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsendern zu einer Art „Gemeingut“ in den Neuen sozialen Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre.

Neben anderen Liedermachern nahm Mossmann Ende 1976 kritisch Stellung zur Ausbürgerung von Wolf Biermann aus der DDR. In zeitlicher Nähe dazu fanden zwei Konzerte gemeinsam mit Biermann statt. Von 1977 bis 1979 lebte er in Bremen.

Im Mai/Juni 1980 beteiligte sich Mossmann eine Woche lang an einer Bohrloch-Besetzung bei Gorleben im nordostniedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg. Er blieb dort bis zur polizeilichen Räumung des Hüttendorfes, das von den Besetzern als „Republik Freies Wendland“ ausgerufen worden war und neben dem Protest gegen die Atomindustrie beispielgebend für alternative Lebensentwürfe und basisdemokratische Entscheidungsstrukturen sein sollte. Der Protest gegen das geplante Atommülllager Gorleben begann sich zu dieser Zeit über die Region Lüchow-Dannenberg hinaus auszuweiten. Zum entsprechenden Widerstand verfasste Mossmann Publikationen und Kassetten mit Begleitbuch (Network Medien-Cooperative).

Im Februar 1982 wurde Walter Mossmann der Deutsche Kleinkunstpreis 1981 verliehen. Mossmanns Preislied "Lied für meine radikalen Freunde" durfte dann aber im WDR nicht gesendet werden, obwohl dieser Mitveranstalter war.

Walter Mossmann nutzte Nischen im Kulturbetrieb und alternativen Medien, um seine Werke zu verbreiten, hat sich aber gängigen Marktmechanismen nicht unterworfen, den Massenmedien nie angebiedert. Dass man dort seine Lieder selten hörte und es teilweise zu juristischen Angriffen kam, sagt etwas über deren kritische Brisanz.

1990 erhielt Mossmann den Förderpreis (Stipendium) des Reinhold-Schneider-Preises der Stadt Freiburg, dabei fand die Uraufführung von "Die Störung" statt. Etwa ab diesem Zeitpunkt wandte sich Mossmann größeren musikalischen Formen zu, inklusive der Erstellung eines Opernlibrettos.

Seit Mitte der 1990er Jahre konnte Mossmann nicht mehr als Sänger auftreten, da ein Kehlkopfkrebs seine Singstimme zerstört hatte. Er blieb aber weiter schöpferisch tätig. In der Auseinandersetzung mit Osteuropa, besonders der Ukraine, kam ein neuer inhaltlicher Schwerpunkt hinzu. Er lebte zeitweilig in Lwiw (Lemberg), der ukrainischen Partnerstadt Freiburgs.

Bei Veranstaltungen anlässlich des 40. Jubiläums des ersten Waldeck-Festivals, deren Stimmung überwiegend von Nostalgie geprägt war, regte Mossmann an, sich mit der eigenen Geschichte, den eigenen Fehlern und Widersprüchen auseinanderzusetzen. Ebenfalls 2004 wurde Walter Mossmanns Lebenswerk mit dem Ehrenpreis des deutschen Weltmusikpreises Ruth, der Ehren-Ruth, gewürdigt:

„Die Ruth-Auslober MDR, Profolk und das Tanz & Folk Festival-Rudolstadt verleihen Walter Mossmann die Ehren-Ruth 2004, weil sie damit die Besonderheit seines bisherigen Lebenswerkes in den Mittelpunkt stellen möchten. Dieses beinahe unüberschaubare Gesamtwerk kann nie ohne sein politisches Engagement gesehen werden. Walter Mossmann stellt ein lebendiges Beispiel für die Einheit des künstlerischen Schaffens mit der Kritik an den bestehenden Verhältnissen und Ungerechtigkeiten dieser Welt dar. Er lebt diese Einheit bis heute und war dabei inmitten seiner zahlreichen Aktivitäten auch immer einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Liedermacherszene seit ihren Anfängen.“

In einem Interview sagte Wolf Biermann, Walter Mossmann sei in der Szene der deutschsprachigen Liedermacher einer gewesen, den er „sehr schätzte“. „Der hatte eine schöne Seele, einen scharfen Verstand und eine gute Stimme. Der war aus meiner Sicht ein einziger Lichtblick".

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